©Wolfgang Eckert (CC BY-SA 4.0)
Der vielschreibende Schriftsteller Martin Walser ist heute im Alter von 96 Jahren gestorben.
Walser galt als einer der wichtigsten Autoren und Denker der deutschen Nachkriegsgeschichte und er festigte seinen Ruf mit Werken wie „Ehen in Philippsburg“, „Ein fliehendes Pferd“ oder „Ein liebender Mann“.
„Das Einhorn“ aus 1974 war eines seiner Bücher welches Studenten damals in den Unis unter dem Arm trugen, um ihre Intellektualität zu demonstrieren. Es wurde 1978 von Peter Patzak verfilmt. Am Drehbuch hat Martin Walser mitgewirkt.

Walser war neben Heinrich Böll und Günter Grass einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Er wurde mit fast allen Literatur Preisen ausgezeichnet. Nur der Nobelpreis, für den er immer wieder gehandelt wurde, fehlte.
Als Walser anlässlich der Verleihung des „Friedenspreises des deutschen Buchhandels“ am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche eine Rede hielt, in der er eine „Instrumentalisierung des Holocaust“ ablehnte, kam es zu kontroversen Diskussionen und teilweise auch zu Protesten.
Zitat aus Wikipedia: Martin Walser: Rede in der Paulskirche am 11. Oktober 1998 – „Jeder kennt unsere geschichtliche Last, die unvergängliche Schande, kein Tag, an dem sie uns nicht vorgehalten wird. Könnte es sein, daß die Intellektuellen, die sie uns vorhalten, dadurch, daß sie uns die Schande vorhalten, eine Sekunde lang der Illusion verfallen, sie hätten sich, weil sie wieder im grausamen Erinnerungsdienst gearbeitet haben, ein wenig entschuldigt, seien für einen Augenblick sogar näher bei den Opfern als bei den Tätern? Eine momentane Milderung der unerbittlichen Entgegengesetztheit von Tätern und Opfern. Ich habe es nie für möglich gehalten, die Seite der Beschuldigten zu verlassen. Manchmal, wenn ich nirgends mehr hinschauen kann, ohne von einer Beschuldigung attackiert zu werden, muß ich mir zu meiner Entlastung einreden, in den Medien sei auch eine Routine des Beschuldigens entstanden. Von den schlimmsten Filmsequenzen aus Konzentrationslagern habe ich bestimmt schon zwanzigmal weggeschaut. Kein ernstzunehmender Mensch leugnet Auschwitz; kein noch zurechnungsfähiger Mensch deutelt an der Grauenhaftigkeit von Auschwitz herum; wenn mir aber jeden Tag in den Medien diese Vergangenheit vorgehalten wird, merke ich, daß sich in mir etwas gegen diese Dauerpräsentation unserer Schande wehrt. Anstatt dankbar zu sein für die unaufhörliche Präsentation unserer Schande, fange ich an wegzuschauen. Ich möchte verstehen, warum in diesem Jahrzehnt die Vergangenheit präsentiert wird wie noch nie zuvor. Wenn ich merke, daß sich in mir etwas dagegen wehrt, versuche ich, die Vorhaltung unserer Schande auf die Motive hin abzuhören, und bin fast froh, wenn ich glaube, entdecken zu können, daß öfter nicht mehr das Gedenken, das Nichtvergessendürfen das Motiv ist, sondern die Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken. Immer guten Zwecken, ehrenwerten. Aber doch Instrumentalisierung. […] Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung. Was durch Ritualisierung zustande kommt, ist von der Qualität des Lippengebets ….“ – Martin Walser: Rede in der Paulskirche am 11. Oktober 1998 – Zitat Ende aus Wikipedia
Nach seinem 2002 erschienener Roman „Tod eines Kritikers“, in dem er sich mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki auseinandersetzte, wurden ihm antisemitische Klischees vorgeworfen.
Ein fliehendes Pferd
Ehen in Philippsburg
Die Inszenierung
Ein liebender Mann
Das Leben wortwörtlich von Jakob Augstein, Martin Walser (Sohn u. Vater)

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